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"Die Stumme" verlor ihre Sprache nachdem ihr drogenabhängiger Vater sie und ihre Mutter auf Entzug derart verprügelt hatte, dass die Mutter an den Folgen starb. Später lebt sie mit der Familie ihres Bruders, setzt sich über die strengen Kleidervorschriften der Sittenwächter hinweg und verlässt kaum das Haus. Ein Mullah wird bei einem Besuch auf sie aufmerksam und möchte sie zur Frau. Ihre Schwägerin, die kein gutes Verhältnis zur Stummen hat, verspricht sie ihm. Woraufhin die sich zum Bruder der Schwägerin begibt, den sie insgeheim liebt, und sich ihm hingibt. Das Verhältnis wird von der Schwägerin entdeckt und gerät an die Öffentlichkeit. Die Stumme wird zum Tod durch Steinigung verurteilt (ihr Geliebter zu 3 Monaten Gefängnis und 80 Peitschenhieben), ihr Bruder bittet um Gnade für sie, die der Mullah auch gewährt: Die Stumme wird erhängt. Fatemeh, die 14-jährige Nichte der Stummen, wird Zeugin dieser Hinrichtung. Was sie nicht weiß: Sie ist dem Mullah als Ersatz für ihre Tante versprochen worden und begibt sich später in dessen Haus, um seine dritte Frau zu werden. In einer der nächsten Nächte vergewaltigt er sie. Nach sechs Monaten wird sie schwanger und bringt ein Mädchen zur Welt. Einige Monate später erträgt sie ihre Situation nicht mehr und ersticht den Mullah, als der auf ihr liegt, und anschließend ihr Baby. Wir erfahren das alles aus den Aufzeichnungen Fatemehs, die sie im Gefängnis verfasst hat. Hin und wieder erwähnt sie auch ihre eigene Situation: 13-jährig von der Schule abgegangen, aufgewachsen in einem verwahrlosten Viertel voller Gewalt und Drogen, hatte sie eine besonders enge Beziehung zu ihrer Tante, der Stummen. Am Ende wird sie auf dem selben Platz hingerichtet werden, auf dem auch ihre Tante starb. Diese Aufzeichnungen geraten – im persischen Original und französischer Übersetzung – auf mysteriöse Weise an eine Journalistin, die es anonym an die Autorin schickt mit der Bitte um Veröffentlichung. Es sind tragische Schicksale und menschenunwürdige Verhältnisse, über die wir auf 111 Seiten zu lesen bekommen. Literatur ist das allerdings nicht. Klischee reiht sich an Klischee, die dargestellten Personen haben eine Oberfläche aber keine Persönlichkeit. Boulevardpressenniveau. ---------------------------- 29. Dezember 2022 |
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