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Oswald Dreyer-Eimbcke Die Entdeckung der Erde Oswald Dreyer-Eimbcke
Die Entdeckung der Er­de.
Geschichte und Ge­schich­ten des kar­to­gra­phi­schen Aben­teu­ers.
Umschau Verlag 1988, 272 Sei­ten
ISBN 3-524-69070-X

Die Geschichte der Kar­to­gra­phie ist die Ge­schich­te der Ent­de­ckun­gen. Aber auch die Ge­schich­te von Fäl­schun­gen, Il­lu­sio­nen, Macht­an­sprü­chen, My­then, von Hy­bris und Tra­gö­dien.

Von den Anfängen, als Jä­ger die Jagdgründe ih­rer Beu­te auf Höh­len­wän­den skiz­zier­ten, bis zu den hoch auf­lö­sen­den Auf­nah­men von Sa­tel­li­ten lässt uns der Au­tor teilhaben an der im­mer umfassender wer­den­den Kenntnis der Welt. Der Han­del wird zum Motor der Er­schlie­ßung immer wei­te­rer We­ge zu den Objekten der Be­gier­de, zu Men­schen und Kul­tu­ren, die in ih­rer Fremd­heit oft die Vor­stel­lun­gen über­schrei­ten. Frü­he Kar­ten eu­ro­päischer Zeich­ner zei­gen Tiere und Men­schen, die sie selbst nie ge­se­hen ha­ben, deren Be­schrei­bun­gen aber von Rei­sen­den aus den Tei­len der Welt mit­ge­bracht wor­den sind, die zu­vor noch un­be­kannt wa­ren. Je­den­falls de­nen, die sich als die Ent­de­cker ver­stan­den. Die Ent­deck­ten be­zahl­ten ih­re Ent­de­ckung nicht selten mit dem Le­ben.

So, wie die Messung der Zeit mit dem sich aus­wei­ten­den Han­del in im­mer kleinere Ein­hei­ten geteilt wur­de, muss­ten die Kar­ten, nach de­nen sich Händ­ler und Mi­li­tärs orien­tier­ten, im­mer de­tail­rei­cher wer­den. Hatte man selbst kei­ne zur Hand, jag­te man sie der Kon­kur­renz ab, die wiederum auch mal die ei­ne oder an­de­re gefälschte Karte be­reit hielt, um Verwirrung zu stiften und falsche Spu­ren aus­zu­le­gen. Herr­schafts­an­sprü­che wur­den auf ähnliche Wei­se bis in die Ge­gen­wart be­grün­det. Man legt Karten vor, die be­le­gen sollen, dass – aus un­ter­schied­li­chen Grün­den – das be­an­spruch­te Ge­biet zwei­fels­frei in den eigenen Ein­fluss­be­reich gehört. Im Mit­tel­al­ter war das Fäl­schen von Karten aus die­sen Grün­den weit ver­brei­tet. Aber auch heu­te noch wer­den militärisch sen­sib­le Gegenden ger­ne "be­ar­bei­tet", um dem Geg­ner im Ernstfall – je­den­falls mit dem ver­füg­ba­ren Kar­ten­ma­te­rial – kei­ne In­for­ma­tio­nen zu­kom­men zu lassen, die ihm ei­nen ent­schei­den­den Vor­teil ver­schaf­fen könn­ten.

Die Suche nach my­thi­schen Kon­ti­nen­ten war ein Mo­tor zur Er­kun­dung der Welt, ebenso wie die Gier nach Schät­zen und Reich­tum. Oswald Dreyer-Eimbcke beschreibt die­se Su­che mit all ih­ren Irr­tü­mern und Aus­wüch­sen, häufig un­ter­legt mit zeit­ge­nös­si­schen Kar­ten. Die in Ka­ta­stro­phen en­den­den Ex­pe­di­tio­nen eben­so wie die Tri­um­phe, die Selbst­be­schrei­bun­gen der Rei­sen­den wie auch Se­kun­där­be­rich­te, alles ent­stand aus Karten der Zeit und führ­te zu neuen – nicht im­mer kor­rek­ten – Er­kennt­nis­sen, die von den folgenden Ge­ne­ra­tio­nen ge­nutzt wur­den.

Oswald Dreyer-Eimbcke (1923 – 2010) war Schiffsmak­ler und Be­sit­zer ei­ner um­fang­rei­chen Samm­lung historischer Land- und See­kar­ten, die als Grund­la­ge für das vorliegende Buch dien­ten. Der Druck der wie­der­ge­ge­be­nen Kar­ten ist von gu­ter Qua­li­tät, Li­te­ra­tur­ver­zeich­nis und Per­so­nen­re­gis­ter sind um­fang­reich. Das 1988 im Um­schau Ver­lag erschienene Buch ist nur noch über den Anti­qua­riats­buch­han­del zu be­zie­hen.

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27. September 2023

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