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Nach dem Erfolg von "Aristoteles, Einstein und Co." war es naheliegend, das weite Feld der Wissenschaft durch weitere Porträts einer interessierten Leserschaft näher zu bringen. Dazu werden 20 Wissenschaftler in acht Gruppen zusammengefasst, die jeweils mit einer wissenschafts- und kulturhistorischen Einleitung versehen sind. Das vermittelt einen guten Eindruck über die Hintergründe und Bedingungen wissenschaftlicher Forschung durch die Jahrhunderte. Beginnend mit Leonardo da Vinci [1] und dem noch zu seinen Lebzeiten geborenen Gerolamo Cardano (Arzt und Mathematiker [2]) werden Frauen und Männer vorgestellt, deren wissenschaftliches Forschen wegbereitend für die eigene und spätere Generationen gewesen ist. Maria Sibylla Merian, die, wie Leonardo, Künstlerin und Wissenschaftlerin gewesen ist, Mathematiker und Philosophen wie Leibniz, Sofia Kowalewskaja oder Carl Friedrich Gauß, Physiker wie Planck, Heisenberg, Schrödinger oder Wolfgang Pauli, Biologen, Evolutionsforscher und Genetiker, die 359 Seiten sind dicht gefüllt mit Wissenswertem und Interessantem. Umso ärgerlicher, wenn man dann auf Nachlässigkeiten (Georg Forster wird zwei Zeilen tiefer zu Foster, S. 91) oder gar grobe Fehler stößt: Der Dichter Andreas Arnold, dessen "Lobgedicht" ("in dem die Metamorphose als Symbol für Tod und Auferstehung betrachtet wird – allerdings nicht auf Gott, sondern auf den Menschen bezogen." S. 59) Maria Sibylla Merians "Raupenbuch" einleitet, ist tatsächlich der Theologe Christoph Arnold und es lobt die Autorin, die Metamorphose kommt darin überhaupt nicht vor. Die wird weiter hinten im Buch, nämlich im "Raupenlied" vom selben Autor, behandelt und ist eine einzige Lobpreisung Gottes. Und wenn im letzten Satz des Kapitels zu Maria Sibylla Merian ein wunderschöner, nach ihr benannter Schmetterling "Inga merianae" genannt wird [3], so bleibt festzustellen, dass es sich bei der Gattung "Inga" um Mimosengewächse handelt. Der von Fischer als Autor des Gedichts genannte Andreas Arnold ist übrigens der Sohn von Christoph Arnold. Natürlich schmälert das den Genuss der Lektüre dieses Buches, das ich dennoch für lesenswert halte. Die Einbettung wissenschaftlicher Forschung in eine kulturhistorische Umgebung, wie sie hier dargestellt wird, ist in dieser knappen Form bemerkenswert. Ernst Peter Fischer ist Wissenschaftshistoriker mit einer umfangreichen Publikationsliste und aktiver Blogger: Die Einbandillustration stellt eine Ausschnittvergrößerung aus dem Wildunger Altar (Passionsaltar) dar, der um 1403 von Conrad von Soest gestaltet worden ist. Der "Brillenapostel" ist Teil des Pfingstgeschehens und die erste bekannte Darstellung einer Brille nördlich der Alpen. ---------------------------- 1. "Selten ist in einer einzelnen Person so sichtbar geworden, was der Mensch vermag, wenn er Kunst und Wissenschaft nicht isoliert betreibt, sondern verbindet. Spannend ist dabei, daß Leonardo zwar als Künstler den Gipfel der Vollendung erreicht hat, daß er als Wissenschaftler und Ingenieur aber vor allem ein Wegbereiter war, der die Richtung gesehen hat, in der wir gehen können." S. 34 2. "Cardano hat ungeheuer viel geschrieben. Die Gesamtausgabe seiner Werke umfaßt 10 Foliobände mit mehr als 7000 Seiten." S. 43 3. Nach Maria Sibylla Merian sind 6 Pflanzen, 9 Schmetterlinge und 2 Käfer benannt. ---------------------------- 23. Mai 2021 |
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