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Frank Gotta: Die Nidda Frank Gotta
Die Nidda
Ein Brevier für Wan­de­rer, Rad­fah­rer und Ent­de­cker.
Societäts-Verlag 1993, 189 Seiten, zahlreiche Ab­bil­dun­gen
ISBN 3-7973-0518-4

Die Nidda war in mei­ner Kind­heit und frü­hen Ju­gend der Fluss mei­ner Träu­me und Aben­teu­er. Zu­erst mit den El­tern, spä­ter dann – ver­bo­te­ner­wei­se – mit dem Fahr­rad am Ufer die­ses über wei­te Stre­cken schnur­ge­ra­den, trä­ge flie­ßen­den Flus­ses ent­lang. Aber mit­ten durch Fel­der, vor­bei an dem ver­wun­sche­nen See im Nied­wald und dem un­an­ge­nehm rie­chen­den Sel­zer­brun­nen, vor­bei an Weh­ren und Alt­ar­men, bis zur Mün­dung in den Main. Die "Wörth­spit­ze" trennt wie ein lan­ger, spitz zu­lau­fen­der Sta­chel die bei­den Flüs­se, wo sie zu­sam­men­flie­ßen kann man sich wie im Bug eines Boo­tes füh­len kurz vor dem Auf­bruch in ein un­ge­wis­ses Aben­teu­er. Jeden­falls wenn man noch jung ist.

Frank Gotta verbinden eben­falls persönliche Er­in­ne­run­gen an die­sen Fluss, bei ihm ist es, un­ter an­de­rem, das Frei­bad in Rö­del­heim, in dem er wich­ti­ge Mo­men­te seiner Ju­gend er­leb­te. Mit sol­chen Er­in­ne­run­gen be­ginnt er sein Bre­vier, das gleich­zei­tig eine Kul­tur­ge­schich­te des Flus­ses und sei­ner Re­gio­nen ist, aber auch als Füh­rer für Wan­de­run­gen und Rad­tou­ren ge­dacht war.

Ein langes Kapitel widmet sich der Nidda als Kul­tur­raum, geo­lo­gi­sche Veränderungen der Re­gio­nen, die sie durch­fließt, wer­den er­läu­tert, ar­chäo­lo­gi­sche Fun­de belegen die frühe Be­sie­de­lung der weit­räu­mi­gen Auen­land­schaf­ten. Kelten und Rö­mer nutz­ten Han­dels­wege und grün­de­ten Nie­der­las­sun­gen, de­ren Spu­ren wieder frei­ge­legt wor­den sind, und die sich in man­chen Orts­na­men erhalten ha­ben.

Der umfangreichste Teil des Bu­ches schil­dert den Ver­lauf des Flus­ses von der Quel­le bis zur Mün­dung an­hand der Ort­schaf­ten, die mit ih­ren Se­hens­würdig­kei­ten und Be­son­der­hei­ten vor­ge­stellt wer­den, so­wie der Wege und Routen, de­nen man wandernd oder per Fahr­rad fol­gen kann.

In drei kurzen Kapiteln wer­den die mar­kan­tes­ten Ne­ben­flüs­se vor­ge­stellt, die Ver­kehrs­we­ge in his­to­rischer Zeit und ihre Ent­wick­lung bis in die Ge­gen­wart be­schrie­ben, sowie ein Aus­blick auf ge­plan­te Rena­tu­rie­rungs­maß­nah­men ge­ge­ben. Ei­ne Chro­nik der Regulie­rungen des Fluss­ver­laufs so­wie ein Li­te­ra­tur­ver­zeich­nis be­schließen das Buch.

Es gibt leider keine aktua­li­sier­te Aus­gabe die­ses le­sens­wer­ten Bu­ches, denn seit­dem hat sich ei­ni­ges ent­wickelt: An meh­re­ren Stellen wurde der Fluss re­na­tu­riert, Wehre wur­den ent­fernt oder ab­ge­senkt und ein Über­lauf­becken ge­schaf­fen, das die immer wie­der­keh­ren­den Über­schwem­mun­gen im un­te­ren Verlauf der Nidda verhindern soll. Die eine oder andere Än­de­rung hat es am Stre­cken­verlauf entlang der Nidda ge­ge­ben, dem man von der Quelle bis zur Mün­dung fast ohne Un­ter­bre­chung fol­gen kann.

4. Mai 2020

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