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Theophile Gautier Opiumpfeife Théophile Gautier
Die Opiumpfeife.
Mit einem Nachwort von Roman Lach.
Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2021, 113 Sei­ten
ISBN 978-3-943999-59-4

Das schmale Bänd­chen aus der "Schlaf­los­reihe" des Rip­per­ger & Kremers Verlags ent­hält die Erzählungen "Die Opium­pfei­fe", "Der Ha­schisch­club" und "Eine Nacht der Kleopatra", wo­bei die bei­den ersten Er­zäh­lun­gen auf ei­ge­ne Er­fah­run­gen des Au­tors zurück gehen. Allerdings werden die Rausch­erlebnisse derart dras­tisch dar­ge­stellt, dass man eher an Acid oder Psilocybin denken würde als an Haschisch. Inwieweit Fitz Hugh Ludlow davon be­ein­flusst gewesen ist, dessen "Haschisch-Esser" 11 Jahre nach Gautiers "Ha­schisch­klub" ver­öffentlicht wurde, ist nicht bekannt. Die ge­schil­der­ten Rausch­er­fah­run­gen äh­neln sich jedenfalls sehr in ih­rer hal­lu­zi­na­to­ri­schen In­ten­si­tät.

In "Eine Nacht der Kleopatra" schenkt eine gelangweilte Kleo­patra einem jungen Mann, der in der Vorstellung lebt sie zu lieben, eine Nacht. Am Mor­gen reicht sie ihm den Gift­becher während man im Vor­raum schon die Stimmen Marcus Antonius' und seiner Begleiter hört. Gautier be­schreibt das, wie es Gustave Moreau gemalt hätte.

Alle drei hier versammelten Er­zäh­lungen wurden bereits mehr­fach in anderen An­tho­lo­gien mit Texten Gautiers ver­öffentlicht, die beiden ersten erscheinen allerdings in einer neuen Übersetzung von Doris Heinemann.

Gautier, der sich zunächst als Ma­ler versuchte, wandte sich dann der Lyrik zu und hatte mit "Mademoiselle de Mau­pin" (1836) seinen Weg ge­fun­den. His­torische, ins Phan­tas­tische ver­scho­be­ne Ro­ma­ne und Er­zählungen, un­heim­liche Ge­schich­ten, die nicht nur Bau­delaire und Huys­mans be­ein­flussten. Er gilt als Vertreter des l'art pour l'art, das Na­tür­li­che ist langweilig, das Nützliche hässlich, sein Stil ist vom Manierismus geprägt.

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20. März 2023

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