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Glaubrecht formuliert zu Beginn drei für die Biologie und die Evolution entscheidende Fragen: -Wie viele Arten gibt es auf der Erde? Die Antworten sucht er auf drei "Streifzügen", die sich den verschiedenen Ausformungen evolutionärer Entwicklung widmen. Am genauesten lassen sich solche Prozesse in isolierten Biotopen beobachten, Glaubrecht wählt dafür den Tanganjika-See, Madagaskar, Australien und andere. Er beschreibt dort lebende Tierarten, die in einem mehr oder weniger nahen Verwandtschaftsverhältnis zu anderen Arten stehen, sich aber – eben auf Grund der vor langer Zeit entstandenen Isolation – völlig unterschiedlich entwickelt haben. Als immer wieder kehrendes Beispiel nennt er die drei Unterarten der Säugetiere: Die eierlegenden Kloakentiere (das Schnabeltier zählt dazu), die Beutelsäuger (wie das Känguru oder den Wombat) und die Plazentatiere, zu denen auch der Mensch und die Wale zählen. Flugunfähige Vögel, Federn bei Tieren, die keine Vögel sind und die Frage, wie kamen die Vögel zum Fliegen: Glitten sie von Bäumen herab oder erhoben sie sich vom Boden in die Lüfte? Eine Fülle von Beispielen werden aufgeführt, die die unterschiedlichen Wege evolutionärer Prozesse aufzeigen, auch solche, deren unmittelbarer Vorteil im Kampf ums Überleben nicht auf Anhieb ersichtlich ist, sich aber schließlich doch als solcher erweist. Das ist alles sehr interessant und staunenswert, bisweilen bizarr, bis es auf dem zweiten Streifzug um den Menschen geht. Einige Hominiden und ihre Abstammungslinien werden vorgestellt, um dann in der Aussage zu kulminieren, dass Frauen doch den Mann mit Geld als den besseren Versorger bevorzugen und Männer die Frauen mit den großen Brüsten und dem gebärfreudigen Becken. Das ist dünn, lieber Herr Glaubrecht, sehr dünn. Und es wird nicht besser oder richtiger, wenn auch der Seitenspung als evolutionäres Prinzip interpretiert wird. Das Buch ist inzwischen unter leicht abgeändertem Titel in neuer und aktualisierter Auflage erschienen: Eskapaden der Evolution, Hirzel 2021, ISBN 978-3-7776-2909-4. Es wäre zu wünschen, dass sich auch seine Einsichten zur gesellschaftlichen Prägung der Geschlechterverhältnisse den veränderten Gegebenheiten angepasst hätten. ---------------------------- 19. November 2023 → Matthias Glaubrecht: Am Ende des Archipels. Alfred Russel Wallace |
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