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William Goyen: Geist und Fleisch William Goyen
Geist und Fleisch. Erzählungen.
Aus dem Amerikanischen von Elisabeth Schnack.
Fischer Taschenbuch 1987, 188 Seiten
ISBN 3-596-25979-7

William Goyen (1915 bis 1983) ist aus der Mode geraten. In den 50er bis 70er Jahren er­reich­ten seine Bü­cher in den USA und hier­zu­lan­de res­pek­tab­le Auf­la­gen­hö­hen; das ist vor­bei. Dabei lesen sich sei­ne acht Erzählungen in "Geist und Fleisch" (1952 erstmals er­schie­nen) interessanter und geist­voller als vieles, was in der Gegen­wart zu den Best­sellern zählt. Goyen, der zu der Zeit, in der diese Er­zäh­lun­gen ent­stan­den sind, in Mexiko leb­te, ist ein Ver­tre­ter der ge­mä­ßig­ten Phan­tastik. Nichts all­zu Dras­tisches, kein Horror, leich­te bis mit­tel­schwe­re Ver­schie­bun­gen der Realität hin zum Absurden und – im Ex­trem­fall – Bizarren. Das gruselt nur punk­tuell und soll es wohl auch garnicht.

Die Über­setzung der mehr­fach aus­ge­zeich­ne­ten Elisabeth Schnack wirkt allerdings im­mer wie­der et­was alt­backen. "Fürbaß schrei­tend" (S. 120) würde selbst in einer Gothic Novel extrem klingen, und eine For­mu­lie­rung wie "das bewun­dernde wilde Auge irgendeines Wald­wesens hing ob ihm" (S. 127) ist zu­mindest unge­wöhn­lich. Man würde den Er­zäh­lun­gen eine frischere Neu­über­setzung wün­schen, denn le­sens­wert sind sie alle­mal.

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3. Mai 2021

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