Kassiber leer
Autoren Glossen Lyrik

Jon Krakauer: Mord im Auftrag Gottes Jon Krakauer
Mord im Auftrag Got­tes.
Eine Reportage über re­li­gi­ösen Fun­da­men­ta­lis­mus
Piper Verlag, 447 Sei­ten
ISBN 3-492-04571-5

Ausgehend vom Mord an ei­ner jun­gen Frau und ihrer klei­nen Toch­ter, beiden war auf bru­ta­le Wei­se die Keh­le durch­ge­schnit­ten wor­den, un­ter­sucht Kra­kau­er das Ver­hält­nis der Tä­ter zu den Op­fern und ihrem Um­feld. Als Tä­ter stellten sich zwei Brüder des Ehe­manns he­raus, alle Be­tei­lig­ten waren in der Tra­di­tion fun­da­men­ta­lis­ti­scher Mor­mo­nen auf­ge­wach­sen. Kra­kau­er geht zu­rück bis zur Grün­dung der neuen Re­li­gion im frühen 19. Jahr­hun­dert und be­schreibt ih­ren Grün­der Jo­seph Smith so­wie die wei­te­re Ent­wick­lung von einer bi­zar­ren Sek­te zu einer der ein­fluss­reichs­ten Re­li­gions­ge­mein­schaf­ten in den heu­ti­gen USA. Ein be­son­de­rer Schwer­punkt liegt dabei auf der Po­ly­ga­mie, die als göttliche Of­fen­ba­rung von Smith und sei­nem in­ne­ren Kreis gelebt und pro­pa­giert wur­de, sowie den Kon­flik­ten mit der "un­gläu­bi­gen" Um­welt und den welt­li­chen Mäch­ten, die sich dar­aus er­ga­ben.

Im späten 19. Jahrhundert wur­de die Poly­gamie von der Füh­rungs­grup­pe der Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft wider­rufen, was zu zahl­lo­sen Ab­spal­tun­gen fun­da­men­ta­lis­ti­scher Grup­pen führ­te, die zum Teil bis in die Ge­gen­wart exis­tieren. Die bei­den Täter fühl­ten sich die­sem fun­da­men­ta­lis­ti­schen Mor­mo­nen­tum zu­ge­hö­rig, das sich im­mer wie­der auf die strikte Be­fol­gung gött­licher Offen­ba­run­gen be­ruft. Eine solche Offen­ba­rung wurde Ron Laf­ferty zu­teil, in der ihm Gott den Be­fehl gab, seine Schwä­ge­rin, ih­re kleine Tochter und zwei wei­te­re Per­so­nen zu tö­ten. Die Tat aus­ge­führt wurde von Dan, ei­nem jün­ge­ren Bru­der, der auch noch Jahr­zehnte nach der Tat da­von über­zeugt ist, das Rich­ti­ge getan zu haben.

Krakauer thematisiert die Irra­tio­na­li­tät religiöser Über­zeu­gun­gen und zitiert aus psy­chia­tri­schen Gut­ach­ten, die sich mit dem Fall befassten, um die Zu­rech­nungs­fähig­keit der An­ge­klag­ten fest­zu­stellen. Ein er­schre­cken­der Ein­blick in die Ab­grün­de des religiösen Fana­tis­mus.

3. November 2021

Religion

Gelesen : Weiteres : Impressum