Kassiber | |||||
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Claude Lecouteux Vampire sind eine Sonderform der Wiedergänger. Menschen (und manchmal auch Tiere), die gestorben und dennoch nicht tot sind. Die nicht zur Ruhe kommen und die Lebenden aufsuchen, meist um sie zu quälen oder gar zu töten. Doch es gibt im Volksglauben dazu kein einheitliches Bild. Das wurde erst durch die literarische Bearbeitung geschaffen, die wesentlich im 19. Jahrhundert einsetzte. Lecouteux nennt die genrebildenden Autoren John William Polidori (1795-1821), J. Sheridan Le Fanu (1814-1873) und – natürlich – Bram Stoker (1847-1912), der mit seinem Draculamythos den entscheidenden Einfluss auf das Bild nahm, das sich seitdem die Gesellschaft vom Wesen und Erscheinungsbild eines Vampirs macht. Mythen, Legenden und Volkserzählungen sowie Erkenntnisse aus der Archäologie sind die Grundlage für Lecouteux' umfangreiche und detaillierte Studie über die Entstehung des Vampirglaubens und seine Ausformungen in der Literatur und den modernen Medien. Der Bereich zwischen Leben und Tod wird aus religiöser, medizinischer und mythologischer Sicht erläutert, sowie die diversen Erklärungsmodelle über die Metamorphose vom Mensch zum Vampir. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den lokalen Vorstellungen über Wiedergänger werden herausgearbeitet und auf ihre Verbindung zum Vampirismus hin untersucht. Meines Wissens ist das Werk eines der fundiertesten zum Thema und bietet darüber hinaus einen guten Überblick über die kulturhistorischen Aspekte des Volksglaubens über den Grenzbereich zwischen Leben und Tod. Am Ende des Bandes zitiert Lecouteux Berichte aus verschiedenen Kulturkreisen, die sich mit der Existenz von Vampiren und dem Umgang mit ihnen befassen. Fußnoten, eine umfangreiche Bibliographie und ein Register beschließen den Band. Claude Lecouteux (*1943) ist Kulturwissenschaftler, Mediävist und Germanist, er lehrte als Professor an der Sorbonne. Bekannt geworden ist er durch seine zahlreichen Bücher über mythische Vorstellungen sowie mittelalterlichen und heidnischen Jenseitsglauben und Magie. 26. Oktober 2024 |
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