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Zwischen der Bergwanderung Martha Feuchtwangers, die in einer Skihütte mit der Reichskanzlerschaft Adolf Hitlers konfrontiert wird, und den Reflexionen Katia Manns nach der Beisetzung ihres Mannes Thomas, liegen Jahre, in denen die Crème der deutschsprachigen Kulturschaffenden ins Exil gezwungen wurde. Lentz sucht sich die aus, die im kalifornischen Pacific Palisades mehr oder weniger luxuriösen Unterschlupf gefunden hatten: Brecht mit Anhang, Martha und Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann und dessen Frau Nelly sowie Bruder Golo, Hanns Eisler, Arnold Schönberg und seine Frau Gertrud, schließlich Franz Werfel mit Gattin Alma Mahler-Werfel. Sie alle, die sich als herausragende Träger deutscher und europäischer Kultur verstehen, erleben den Schock des Exils, die geänderten Koordinaten von Bekanntheit und Wertschätzung. Lentz porträtiert sie als Grübler und Grantler, als Träumer und Phantasten, jede/n auf seine/ihre Art. Dabei entstehen tragikomische Momente wie die Pyrenäenüberquerung von Heinrich mit Anhang und den Werfels. Gespräche zwischen Brecht und Eisler auf einer Party mit anderen Exilanten, über die sie sich nur mit Verachtung und Spott äußern. Rivalitäten und Konkurrenzen, Unverträglichkeiten und Kontroversen, Menschen, denen ihr Biotop genommen wurde, die sich in einem amerikanischen Limbus fühlen, dem sie zu entkommen oder mit einer eurokulturellen Arroganz zu ertragen versuchen. Der Text wechselt dabei immer wieder – und manchmal unmerklich – zwischen inneren Monologen der Protagonisten, Gesprächen, die sie miteinander führen, und einem auktorialen Erzähler, was dem Text eine Vielschichtigkeit beschert, die die psychische Verfasstheit der Exilierten widerspiegelt. Der Roman entstand in der Villa Aurora in Kalifornien, in der Michael Lentz 2001 ein Aufenthaltsstipendium hatte. Lion Feuchtwanger und seine Frau Martha verbrachten dort Jahre des Exils. ---------------------------- 9. September 2023 |
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