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Es gibt zahllose Veröffentlichungen zum spanischen Bürgerkrieg (1936-1939), der durchaus als Prolog zum Zweiten Weltkrieg verstanden werden kann. Arno Lustiger hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Anteil jüdischer Beteiligter auf der republikanischen Seite zu dokumentieren, der überproportional hoch gewesen ist, von der Forschung aber weitgehend ignoriert wurde. Er beschreibt die Vorgeschichte und den Beginn des Bürgerkriegs ebenso wie den Verlauf und das dramatische Ende mit dem Sieg der Truppen des General Franco und der Niederlage der Republik. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf den Internationalen Brigaden, deren Mitglieder sich aus allen Kontinenten rekrutierten, unter ihnen zahlreiche Juden, die nach der Machtergreifung der Nazis und der Diktatur Mussolinis eine weitere Ausbreitung des Faschismus verhindern wollten. Problematisiert wird die Zurückhaltung der demokratischen Regierungen Europas bei der Unterstützung der spanischen Republik und die massive militärische und logistische Hilfe der Truppen Francos durch Hitler und Mussolini. Einzig die Sowjetunion war nach anfänglichem Zögern bereit, die republikanischen Truppen mit Material und Menschen zu unterstützen. Bald dominierten sowjetische Kommissare den Kampf gegen den franquistischen Aufstand und benutzten ihren Einfluss, um mit zum Teil massiven Mitteln gegen "trotzkistische" und anarchistische Kräfte in den Reihen der Internationalen Brigaden vorzugehen. Lustiger beschreibt die Struktur der Internationalen Brigaden und den Anteil jüdischer Kämpfer und Kämpferinnen, schildert einige entscheidende Kampfeinsätze und lässt überlebende Teilnehmer zu Wort kommen. Kurzbiographien sind nach den Herkunftsländern gruppiert, einige Schicksale werden ausführlicher behandelt, z.B. das des Artur London, das den Regisseur Costa-Gavras zu seinem Film "Ich gestehe" inspiriert hat. Nach der Auflösung der Internationalen Brigaden und der Niederlage der Republik flohen Hunderttausende und erlebten kurz darauf den Beginn des Zweiten Weltkriegs, in dem nicht wenige von ihnen umkamen. Andere, Kommunisten und Sozialisten vor allem, wurden zu Opfern des stalinistischen Terrors oder des fanatischen McCarthyismus in den USA. Nicht verschwiegen werden jüdische Täter in den Reihen der sowjetischen Kommissare, die sich an der Bekämpfung "antisowjetischer" Kräfte beteiligt haben. Eine Bibliographie und ein umfangreiches Namensregister beschließen den Band. Eine erschütternde Lektüre, die aber nicht ohne Redundanzen ist, indem sich manche Beschreibungen – besonders biographischer Art – zwangsläufig überschneiden. Arno Lustiger setzt mit diesem Buch ein Denkmal für Menschen, von denen viele Juden waren, die sich dem Terror des Faschismus mit der Waffe in der Hand widersetzt haben. Erfolglos. Um so wichtiger, dass Ihrer gedacht werden kann. 22. Juli 2022 |
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