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Gila Lustiger Die Schuld der anderen Gila Lustiger
Die Schuld der an­de­ren. Ro­man.
Berlin Verlag 2015, 494 Sei­ten
ISBN 978-3-8270-1227-2

Was sich nach einiger Zeit wie ein in der Tra­di­tion fran­zö­si­scher Po­lit­thril­ler der 70er Jah­re ge­schrie­be­ner Kri­mi an­fühlt, ent­hält zwar vie­le die­ser Ele­men­te, geht aber doch noch ein Stück darüber hi­naus.

Ein lange zurück lie­gen­der un­auf­ge­klär­ter Mord an ei­ner jun­gen Pros­ti­tu­ier­ten lässt den ehr­gei­zi­gen und hoch­ta­len­tier­ten Jour­na­lis­ten Marc nicht zur Ru­he kom­men. Er kann sei­nem Freund und Chef­re­dak­teur Pierre ei­ni­ge Zeit zur Re­cher­che ab­rin­gen und stößt dabei auf un­er­war­te­te Zu­sam­men­hän­ge zu In­dus­trie­skan­da­len, die Frank­reich in den Jah­ren der Prä­si­dent­schaft Fran­çois Mit­ter­rands er­schüt­tert hat­ten. Ge­gen zu­neh­mend stär­ker wer­­den­de Wi­der­stän­de dringt Marc in das Ge­flecht von wirt­schaft­li­cher und po­li­ti­scher Macht ein, um schließ­lich fest­zu­stel­len, dass die Ver­hält­nis­se noch ab­grün­di­ger sind, als er es sich in sei­nen übels­ten Fan­ta­sien vor­ge­stellt hat­te.

Es ist kein auf rei­ße­ri­sche Ef­fek­te hin ge­schrie­be­ner Ro­man, son­dern ein in das un­durch­schau­ba­re Netz der Kor­rup­tion und des Macht­miss­brauchs ein­drin­gen­der Text, der die Struk­tur der fran­zö­si­schen Ge­sell­schaft und die mehr oder we­ni­ger sub­ti­len Mög­lich­kei­ten ih­rer Eli­ten be­leuch­tet, jen­seits des Ge­set­zes ih­re In­te­res­sen durch­zu­set­zen.

Gila Lustiger (*1963) hat lan­ge und akribisch für die­sen Ro­man re­cher­chiert. Sie lebt seit En­de der 80er Jah­re in Pa­ris und wur­de mehr­fach mit Li­te­ra­tur­prei­sen aus­ge­zeich­net.


16. Juli 2024

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