Kassiber | ![]() |
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Conor kehrt nach einer fünfjährigen Suche nach seiner Mutter zurück in das verwahrloste Haus seines Vaters, der seine Tage angelnd verbringt, um einen großen Lachs zu erlegen, den er in dem mit Abfällen einer nahen Fleischfabrik verschmutzten Fluss gesehen haben will. Juanita, die Mutter, hatte die Familie eines Tages ohne Vorankündigung verlassen. Conor rekonstruiert das Leben der Eltern, die sich – nachdem der Vater von Irland nach Amerika ausgewandert war – in Mexiko kennen gelernt und geheiratet hatten. Michael, der Vater, war glücklos und unzufrieden mit den Arbeiten, die er angenommen hatte, sein Ziel war es, mit eigenen Fotografien eine Anstellung bei einer Zeitung zu finden und sie veröffentlicht zu sehen. Neben Szenen aus dem Alltag der Menschen war der Körper seiner jungen Frau ein bevorzugtes Motiv, das Ästhetik mit Erotik verbinden sollte. Conor lernt auf seiner Suche Cici kennen, mit denen die Eltern eine Zeit lang in den USA zusammen gelebt haben. Sie wohnte auf einem Turm inmitten eines riesigen Waldes, eine Art Waldwächterin, die vor ausbrechenden Feuern warnen sollte. Juanitas vermutlich glücklichste Zeit. Doch Michael entscheidet, dass die Familie zurück nach Irland gehen soll, er verspricht sich dort beruflichen Erfolg. In Mayo lebt die Familie in einem alten Haus, Michael baut sich eine Hütte, in der er seine fotografischen Arbeiten verrichten kann. Eines Tages kursieren in dem Ort erotische Fotos Juanitas, sie ist verärgert. Kurz danach brennt die Hütte bis auf die Grundmauern nieder. Später verlässt Juanita die Familie und verschwindet. Ausgehend von den sieben Tagen, die Conor bei seinem Vater verbringt, führen drei Stränge in die Vergangenheit: Erinnerungen in die eigene Kindheit und die Beschreibung seiner Suche nach der Mutter mit Informationen von Personen, die sie kannten. Und schließlich füllt ein auktorialer Erzähler gewisse Lücken in der Geschichte der Eltern. Es handelt sich um Colum McCanns (geb. 1965 in Dublin) Erstlingswerk [1], gelobt wird vor allem die Bildhaftigkeit seiner Sprache. Und genau die fand ich übertrieben, es muss nicht für alles ein Bild vorgegeben werden, aufmerksame Leser*innen produzieren die ganz von selbst. Ein zweiter Punkt hat mich irritiert, dass nämlich alle beschriebenen Personen – mit Ausnahme von Conor selbst – als ausgesprochene Exzentriker dargestellt werden. Möglicherweise soll das Conor als einen Menschen mit ausufernder Fantasie charakterisieren, er selbst beschreibt sich als "Voyeur", als "Spanner": "Ich kann nichts für dieses Rückwärtswandern. Es ist mein persönlicher Fluch." S. 182 ---------------------------- 1. Veröffentlicht 1995 ---------------------------- 28. Juli 2023 |
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