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Juan Rulfo Der goldene Hahn Juan Rulfo
Der goldene Hahn. Er­zäh­lung.
Mit einem weiteren Film­text des Autors und einem Nach­wort von Jorge Ayala Blanco.
Aus dem Spanischen von Ma­ri­a­na Frenk-West­heim.
Edition Akzente Hanser 1984, 125 Sei­ten
ISBN 3-446-13660-6

Dionisio Pinzon ver­dient sein kar­ges Brot als Aus­ru­fer in ei­nem klei­nen Ort in Mexiko. Meist sind es entlaufene Tie­re, de­ren Wie­der­auf­fin­dung ihm ein paar Pesos ein­brin­gen. Er ist einer der Ärms­ten im Ort und lebt mit seiner Mut­ter in einer halb ver­fal­le­nen Hütte. Bei einem Hah­nen­kampf be­kommt er ei­nen schwer ver­letz­ten (den "gol­de­nen") Hahn ge­schenkt, den er pflegt und auf­päppelt. Er kann sei­nen Hahn wieder an Kämp­fen teil­neh­men lassen und beteiligt sich an Wett­be­trü­ge­rei­en.

Bei einem dieser Wettkämpfe lernt er die Sängerin La Ca­po­ne­ra kennen, die ihm Glück beim Kar­ten­spiel bringt. Sie zie­hen zusammen über die Jahr­märk­te, sein Spielglück scheint kein Ende zu neh­men, er gewinnt ein Vermögen. Und je rei­cher er wird, umso mehr verliert die Sängerin ihre Un­ab­hän­gig­keit, er behandelt sie nur noch wie ein Mas­kott­chen.

Als sie es nicht mehr erträgt ver­lässt sie ihn und prompt be­ginnt eine Pechsträhne, die ihn dazu ver­an­lasst, sie zu su­chen und ihr zu ver­spre­chen, sie nicht mehr ein­zu­en­gen, wenn sie wieder zu ihm zu­rück­kehrt. Doch kaum ist das Glück im Spiel wie­der da und er Gewinn um Gewinn ein­streicht, ver­langt er von ihr, im­mer in seiner Nähe zu sein. Er gewinnt er­neut ein Ver­mö­gen, während sie im Halb­dun­kel in einem Ses­sel sitzend vor sich hin trinkt.

Eines abends geht es um be­son­ders hohe Ein­sätze, und plötz­lich wenden sich die Kar­ten gegen ihn, er verliert alles, sei­nen gesamten Besitz und als er La Caponera voller Wut an­schreit, stellt sich he­raus, dass sie tot ist. Dionisio Pin­zon ver­lässt den Raum, die zu­rück gebliebenen Spieler hö­ren den Schuss, mit dem Dio­ni­sio sich tötet.

Auf dem Umschlag des Bu­ches wird das Genre des Tex­tes mit "Erzählung" an­ge­ge­ben, tat­säch­lich han­delt es sich aber da­bei um ein Film­script, sti­lis­tisch in knapper aber bild­haf­ter Form ge­schrie­ben.

Juan Rulfos (1917 – 1986) li­te­ra­ri­sches Werk ist über­schau­bar, er schrieb vor allem Kurz­ge­schich­ten und den Ro­man "Pe­dro Paramo". Trotz­dem er qua­si nur "ne­ben­be­ruf­lich" schrieb (er verdiente sein Geld als Re­gie­rungs­be­am­ter), gilt er als einer der wich­tigs­ten und ein­fluss­reichs­ten Autoren Me­xi­kos.

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23. April 2023

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