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Der inzwischen verstorbene Neurologe Oliver Sacks (bekannt geworden durch seinen Bestseller "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte") interessiert sich seit seiner Kindheit für Pflanzen, die es schon vor Jahrmillionen gegeben hat. In "Die Insel der Farbenblinden" beschreibt er zwei Reisen nach Mikronesien, auf denen er das Interesse an dort auftretenden neurologischen Erkrankungen verknüpft mit der Erkundung der exotischen Flora, die er dort vorfindet. Der erste Teil behandelt die Reise nach Pingelap und Pohnpei, auf diesen Inseln gibt es die höchste Konzentration von Farbenblindheit (Achromatopsie) weltweit. Begleitet wird er unter anderem von einem norwegischen Wissenschaftler, der selbst farbenblind ist. Sacks beschäftigt die Frage, inwieweit sich die Wahrnehmung der Welt verändert durch das völlige Fehlen von Farben. Dass es sich nicht nur um das Sehen wie in einem Schwarzweißfilm handelt, sondern weitere, tiefgreifende Konsequenzen hat, wird ihm im Lauf der Reise immer klarer. Auch die Gründe für die hohe Konzentration der Krankheit werden transparenter. Dieser Teil des Buches ist wie eine Reportage, teils wie eine Reisebeschreibung geschrieben, versetzt mit medizinischen und physiologischen Erläuterungen zur Farbenblindheit.
Sacks betont im Vorwort des Buches, dass er die Texte in einem Stück verfasst hat, sie aber später um den umfangreichen Fußnotenapparat [1] erweitert hat. Dieser Anmerkungsteil sowie eine umfangreiche Literaturliste und ein ausführliches Register umfassen ein knappes Drittel des Buches und bergen eine Fülle an Reflexionen, Abschweifungen und Erläuterungen zu den verschiedensten Aspekten der angesprochenen Themen. ---------------------------- 1. Eine der interessantesten Fußnoten befasst sich mit dem Parkinsonismus, Lytico-Bodig zeigt – unter anderen – Symptome dieser Erkrankung. "Parkinson selbst war nicht nur Arzt, sondern auch Paläontologe und hat 1804 das Buch Organic Remains of a Former World veröffentlicht, eines der wegweisenden paläontologischen Werke. Ich frage mich, ob er nicht vielleicht das Parkinsonsche Syndrom zum Teil als einen Atavismus verstanden hat, als eine Regression, eine krankheitsbedingte Rückkehr zu einer ursprünglichen, «vorsintflutlichen» Funktionsweise, die in früheste stammesgeschichtliche Vergangenheit zurückreicht. ---------------------------- 12. Juni 2020 → Reisen |
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