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Sergei Gennadijewitsch Netschajew (1847 - 1882) war ein russischer Revolutionär, der zum Inbegriff des brutalen und fanatischen Terroristen wurde. Er soll ein Mitglied seiner Gruppe, das er zum Verräter erklärt hatte, erschossen haben. Der Plot in Sempruns Roman baut auf einer Spiegelung dieser Ereignisse auf. Ende der 60er Jahre schließen sich 5 junge Leute der linksradikalen Organisation "Gauche prolétarienne" an, die ihnen aber bald zu lasch wird, sie gründen die "Proletarische Avantgarde", die mit militanteren Methoden ihre Ziele verfolgt. Daniel Laurencon, einem Gründungsmitglied mit dem nom de guerre Netschajew, genügt das nicht, er möchte den Schritt zum Terrorismus vollziehen, vor dem die anderen aber zurückschrecken. Um nicht selbst in die Ermittlungen der Polizei zu geraten, beschließen sie Netschajew umzubringen. Er flieht, schließt sich in Südamerika einer Guerillaorganisation an und wird getötet. Viele Jahre später meldet sich in Paris ein ehemaliger Freund seines Vaters bei einem der früheren Mitkämpfer, die inzwischen alle bürgerliche Karrieren gemacht haben, und verabredet ein Treffen. Am Treffpunkt wird er umgebracht. Es mehren sich die Anzeichen, dass Netschajew nicht tot ist, sondern zurück gekehrt ist, um Rache zu nehmen. Der Autor benutzt die Form eines Kriminalromans, um eine komplexe Struktur von Zeitebenen und personellen Verknüpfungen aufzubauen, die bis in die Zeit des von deutschen Truppen besetzten Frankreichs zurück geht und immer wieder das Motiv des Verrats variiert. Soweit schön und gut. Wenn nur nicht die sich wiederholenden Klischees und Machismen wären, die das Interesse an der Lektüre arg geschmälert haben. Jorge Semprun (1923 - 2011) war ein spanischer Autor, der in der Résistance und gegen Franco gekämpft hat. Später wurde er Kulturminister in Spanien. ---------------------------- 18. Dezember 2022 |
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