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„Halluzinationen“ ist ein populärwissenschaftliches Werk des Psychologen und Psychopharmakologen Ronald K. Siegel. Anhand von 17 Fallgeschichten untersucht er Halluzinationen, die aus ganz unterschiedlichen Kontexten stammen: Drogenkonsum, sensorische Deprivation, Träume, Traumata, Nahtoderfahrungen, Stress, Angst und mehr. Er kombiniert klinische Erlebnisse mit eigenen Erfahrungen und experimentellen Beobachtungen, um zu verstehen, wie das Gehirn halluzinatorische Eindrücke erzeugt. Siegel interessiert sich besonders für die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Auslösern: Welche Muster, Emotionen und Wahrnehmungsverzerrungen sind ähnlich – egal ob durch LSD, Folter oder Nahtoderfahrungen ausgelöst? Das Buch ist daher sowohl eine Sammlung von Fallgeschichten als auch ein Versuch, eine „Landkarte“ der halluzinatorischen Welt zu zeichnen. Durch die Darstellung von Halluzinationen aus verschiedenen Lebenssituationen – nicht nur Krankheit oder Drogen – wird klar, dass es sich nicht um ein rein pathologisches Phänomen handelt. Halluzinationen sind nicht einfach „Einbildung“ sondern reale Erlebnisse für die Betroffenen – sie beruhen auf konkreten neurobiologischen Prozessen. Siegel zeigt, dass halluzinatorische Erlebnisse ein universelles menschliches Potenzial sind, das in manche Kulturen fest eingebunden ist. Er nahm selbst an entsprechenden Riten in Mexiko teil, in deren Verlauf Peyote als Einstieg zu einer „anderen Wirklichkeit“ eingesetzt wird. Irritierend: Eine Halluzination, die bei Siegel und einigen Probanden während einer Intoxikation mit Cannabis auftauchte, bestand aus einer schwarzen Wand, auf der mehrere Augen platziert waren. Davon ausgehend, dass es sich um eine unbewusste Reaktion auf eine zurückliegende Wahrnehmung gehandelt haben könnte, lässt Spiegel seine Mitarbeiter nach entsprechenden Darstellungen suchen. Erfolglos. Dass sich niemand an Hitchcocks „Spellbound“ erinnern konnte, in dem genau eine solche Darstellung (von Salvador Dali) in einer Traumsequenz zu sehen ist, erscheint merkwürdig. Zumal Spiegel sowohl Hitchcock als auch Dali an anderer Stelle im Buch erwähnt und mit deren Werk vertraut zu sein scheint. Fazit: Der Eindruck, dass das Buch seine Entstehung zu einem nicht geringen Teil dem Erfolg ähnlich strukturierter Veröffentlichungen von Oliver Sacks zu verdanken hat, ist sicher nicht allzu abwegig. Meinem Geschmack wäre es entgegengekommen, wenn der Anteil des Wissenschaftlichen gegenüber dem Populären etwas höher gewesen wäre. 13. Oktober 2025 |
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