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Fredrik Sjöberg Der Rosinenkönig Von der bedingungslosen Hingabe an seltsame Passionen Fredrik Sjöberg
Der Rosinenkönig oder Von der be­din­gungs­lo­sen Hin­ga­be an selt­sa­me Passionen.
Aus dem Schwe­di­schen von Paul Berf.
Galiani Berlin 2011, 236 Sei­ten
ISBN 978-3-86971-033-4

Der Rosinenkönig war Gus­tav Ei­sen (1847 – 1940), der vor al­lem sei­ner umfangreichen Samm­lung und wis­sen­schaft­li­chen Studien über Re­gen­wür­mer [1] wegen in die An­na­len der Na­tur­for­schung ein­ge­gan­gen ist.

Eisen wurde in Schweden ge­bo­ren und wanderte in den frü­hen 1870er Jahren nach Ka­li­for­nien aus. Dort arbeitete er als Far­mer, Lehrer und Na­tur­for­scher. Er war ein Pionier der Re­gen­wurm­for­schung und gilt als einer der Be­grün­der der Ro­si­nen­zucht in Ka­li­for­nien. Sei­ne um­fang­rei­chen Samm­lun­gen um­fass­ten Fos­si­lien, Mi­ne­ra­lien bis hin zu Per­len. Er kämpfte für den Er­halt der Rie­sen­mam­mut­bäu­me und grün­de­te den Se­quoia-Na­tio­nal­park. Zahl­rei­che Tier­ar­ten wur­den nach ihm be­nannt [2].

Eisens kunst­historisches In­te­res­se ließ ihn 1915 auf einen Kelch stoßen, den er für den Hei­li­gen Kelch [3] hielt, seine letz­ten Publikationen be­fas­sen sich damit und anderen kunst­his­to­ri­schen The­men.

Sjöberg folgt Eisens Spuren durch Europa und die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und erzählt von seinen vielen In­te­res­sen und Lei­den­schaf­ten. Er zeich­net das Por­trät eines ex­zen­tri­schen Wis­sen­schaft­lers, der sein Leben der For­schung und der Wis­sen­schaft ge­wid­met hat. Parallelen zu Sjö­bergs ei­ge­ner Sam­mel­lei­den­schaft (er besitzt eine der größ­ten Samm­lun­gen von Schweb­flie­gen weltweit) wer­den eben­so eingeflochten wie kur­ze bio­gra­fi­sche Ver­äs­te­lun­gen von Men­schen, die in Ei­sens Leben ei­ne Rolle ge­spielt ha­ben.

Das Buch wurde mit zahl­rei­chen Preisen aus­ge­zeich­net, da­run­ter dem August-Preis (dem wich­tigs­ten schwe­di­schen Li­te­ra­tur­preis [4]) und dem Deutschen Sach­buch­preis. Es ist ein in­halt­lich un­ge­mein interessantes und sehr schön ge­stal­te­tes Buch, das ich mit großem Genuss ge­le­sen habe.

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1. Er sollte später mit Charles Dar­win über dieses The­ma kor­res­pon­die­ren.

2. "Ich habe nahezu fünfzig Arten ge­fun­den, fünft Gat­tun­gen und ei­ne Unterfamilie..." S. 157

3. Aus ihm sollen Jesus und die Jün­ger beim letzten Abend­mahl ge­trun­ken haben.

4. Er wird seit 1989 jährlich von der schwedischen Ver­le­ger­ver­ei­ni­gung im Gedenken an August Strind­berg ver­lie­hen, mit dem Ei­sen ei­ne Jahrzehnte lange Freund­schaft verband.

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19. Juli 2023

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