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Antonio Tabucchi Fernando Pessoa Antonio Tabucchi
Die letzten drei Tage des Fer­nan­do Pessoa.
Aus dem Italienischen von Karin Fleisch­an­derl.
Carl Hanser Verlag 1998, 67 Sei­ten
ISBN 978-3-446-23107-8

Der portugiesische Dich­ter Fer­nan­do Pes­soa, der am 13. Juni 1888 in Lissabon ge­bo­ren wur­de und am 30. No­vem­ber 1935 starb, hin­ter­ließ ein um­fang­rei­ches Werk, das zu gro­ßen Tei­len erst nach sei­nem Tod ver­öf­fent­licht wur­de. Ne­ben sei­nen eigenen Ge­dich­ten und Schriften war er vor al­lem für die Er­schaf­fung meh­re­rer li­te­ra­ri­scher Al­ter Egos be­kannt, die unter ei­ge­nen Na­men und mit ei­ge­nen Bio­gra­fien pu­bli­zier­ten.

Die bekanntesten dieser he­te­ro­ny­men Identitäten sind Al­ber­to Caei­ro, Ál­va­ro de Cam­pos, Ber­nar­do Soa­res [1] und Ri­car­do Reis [2]. Die­se fik­ti­ven Dich­ter, die je­weils ei­ge­ne li­te­ra­ri­sche Sti­le und Phi­lo­so­phien ver­kör­per­ten, be­rei­cher­ten Pes­soas Werk enorm und mach­ten ihn zu einem der be­deu­tends­ten Schrift­stel­ler des 20. Jahr­hun­derts.

Der italienische Autor An­to­nio Ta­bu­cchi, der sich in­ten­siv mit Pes­soas Leben und Werk aus­ei­nan­der­ge­setzt hat, wid­met ihm mit seinem Buch "Die letz­ten drei Ta­ge des Fer­nan­do Pes­soa" ei­nen poe­ti­schen Nach­ruf, indem er die letzten Ta­ge des Dich­ters mit dem Auf­tre­ten seiner fiktiven Fi­gu­ren ver­webt.

Tabucchis Erzählung be­schreibt die letzten 3 Ta­ge Pes­soas im Kran­ken­haus, wo er von sei­nen li­te­ra­ri­schen Schöp­fun­gen be­sucht wird. Die­se Be­geg­nun­gen sind ge­prägt von ei­ner zar­ten Me­lan­cho­lie und zeu­gen von der tie­fen Ver­bun­den­heit zwi­schen Pes­soa und sei­nen fiktiven Cha­rak­te­ren. Es sind kei­ne Dia­lo­ge zwischen ei­nem Au­tor und sei­nen Ge­schöp­fen, es sind Dia­lo­ge zwi­schen Dich­tern.

Tabucchi komponiert ein Wech­sel­spiel, das die kom­ple­xe Per­sön­lich­keit Pes­soas und die Spie­ge­lun­gen in sei­nen li­te­ra­ri­schen Alter Egos be­leuch­tet. Seine Er­zäh­lung ist eine Hom­mage an ei­nen au­ßer­ge­wöhn­li­chen Dichter und gleich­zei­tig ei­ne fas­zi­nie­ren­de li­te­ra­ri­sche Ima­gi­na­tion.

Am Ende des Bänd­chens aus der Rei­he "Edition Ak­zen­te" im Han­ser Verlag wer­den die 8 He­te­ro­ny­me Pes­soas, die in dem Text auf­tau­chen (tat­säch­lich soll es mehr als 70 in sei­nem um­fang­rei­chen Werk ge­ben) einzeln vor­ge­stellt und cha­rak­te­ri­siert.


1. Dessen "Buch der Un­ru­he" – das wich­tigs­te Pro­sa­werk Pes­soas – er­schien erst 47 Jahre nach dem Tod Pes­soas.

2. José Saramago widmet ihm ein gan­zes Buch: Das To­des­jahr des Ricardo Reis.

17. Juni 2024

Antonio Tabucchi: Er­klärt Pe­rei­ra. Ei­ne Zeu­gen­aus­sage.

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