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Wehmeyer Prestißißimo Grete Wehmeyer:
prestißißimo. Die Wie­der­ent­de­ckung der Lang­sam­keit in der Mu­sik.
Kellner Verlag 1990, 175 Sei­ten, ISBN 3-927623-00-8

Grete Wehmeyer the­ma­ti­siert in An­leh­nung an Wil­lem Ret­ze Tals­mas Pu­bli­ka­tion „Wie­der­ge­burt der Klas­si­ker. Band 1: An­lei­tung zur Ent­me­cha­ni­sie­rung der Mu­sik“ die Pro­ble­ma­tik der Tem­pi, mit de­nen klas­si­sche Wer­ke seit der Zeit Beet­ho­vens auf­ge­führt wer­den. In meh­re­ren Schrit­ten un­ter­nimmt sie den Ver­such, die his­to­ri­sche Auf­füh­rungs­pra­xis zu re­kon­stru­ie­ren – also jene Tem­pi und In­ter­pre­ta­tions­wei­sen, die von den Kom­po­nis­ten selbst prak­ti­ziert oder in­ten­diert wur­den.

Ausgehend von ei­ner kur­zen Dar­stel­lung der his­to­ri­schen Me­tho­den zur Be­stim­mung des mu­si­ka­li­schen Tem­pos – etwa durch den Ein­satz von Pen­deln – bis hin zur Ein­füh­rung von Me­tro­nom­zah­len in Par­ti­tu­ren, be­schreibt Weh­mey­er die Be­mü­hun­gen, den In­ter­pre­ten prä­zi­se An­ga­ben zur Tem­po­auf­fas­sung der Kom­po­nis­ten an die Hand zu ge­ben.

Zentrale These Weh­mey­ers ist, dass sich die Auf­füh­rungs­pra­xis seit Beet­ho­ven er­heb­lich be­schleu­nigt habe – teils auf das Dop­pel­te des ur­sprüng­lich in­ten­dier­ten Tem­pos. Grün­de hier­für sieht sie un­ter an­de­rem in ei­ner all­ge­mei­nen Be­schleu­ni­gung des Le­bens, ei­ner fal­schen In­ter­pre­ta­tion der vom Kom­po­nis­ten an­ge­ge­be­nen Me­tro­nom­zah­len so­wie im Auf­kom­men des Vir­tuo­sen­tums im 19. Jahr­hun­dert. Eine Rück­be­sin­nung auf die ur­sprüng­li­che Auf­füh­rungs­pra­xis kön­ne, so Weh­mey­er, zu ei­nem tie­fe­ren Ver­ständ­nis der Wer­ke füh­ren.

Die Thesen von Weh­mey­er und Tals­ma sind in der Fach­welt um­strit­ten, ha­ben je­doch wich­ti­ge Im­pul­se für die Dis­kus­sion über his­to­ri­sche Auf­füh­rungs­pra­xis ge­lie­fert.

Das Buch enthält zahl­rei­che Ab­bil­dun­gen, gra­fi­sche Dar­stel­lun­gen und No­ten­bei­spie­le, die Weh­mey­ers Ar­gu­men­ta­tion un­ter­stüt­zen.

Grete Wehmeyer (1924–2011) war Pia­nis­tin und Mu­sik­wis­sen­schaft­le­rin. Ne­ben ih­rer For­schung zur Ent­schleu­ni­gung der Mu­sik ist sie vor al­lem durch ihre Ar­bei­ten zu Le­ben und Werk Erik Sa­ties be­kannt ge­wor­den.


Musik

3. Juni 2025

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