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Benjamin Woolley Ada Lovelace Benjamin Woolley
Byrons Tochter
Ada Lovelace – Die Poetin der Ma­the­ma­tik.
Aufbau Taschenbuch 2005, 453 Sei­ten
ISBN 3-7466-2123-2

Ada Lovelace war die Toch­ter Lord Byrons und der 11. Ba­ro­ness Went­worth, Anne Isa­bella Noel. Schon kurz nach Ihrer Geburt ver­ließ die Mutter Byron und zog zu ih­ren El­tern. Der Grund waren stän­di­ge Aus­ei­nan­der­setzungen zwi­schen den Eheleuten, Byron wurde der Ge­walt­tä­tig­keit und eines in­zes­tu­ösen Ver­hältnisses mit seiner Halb­schwes­ter Au­gus­ta bezichtigt.

Ada wuchs unter der in­ten­si­ven Beobachtung ihrer Mut­ter und de­ren Umfeld auf, man be­fürch­te­te ei­ne erbliche Be­lastung [1] mit ent­spre­chen­den Fol­gen für ihren Le­bens­wan­del und ließ ihr eine stren­ge Er­zie­hung angedeihen.

Woolley bettet das Leben von Ada Lovelace in die kul­tu­rel­len und wissenschaftlichen Um­stän­de des vik­to­ria­nische Zeit­al­ters ein und beschreibt ihre Ent­wick­lung aus den fa­mi­liä­ren Zwän­gen hin zu ei­nem großen Wissensdurst über alles, was in der da­ma­li­gen Zeit an tech­ni­schen Neue­rungen be­kannt wurde.

Ada begeistert sich für Ma­the­ma­tik und arbeitet mit Charles Babbage an der Analytical Engine [2], ei­ner frühen Form des Com­pu­ters. Woolley be­schreibt Ada Lovelace als Pio­nie­rin der Informatik und wie ihre Arbeit die Grundlage für spätere tech­no­lo­gi­sche Ent­wicklungen gelegt hat.

Sie selbst hielt sich für ein Ge­nie: "Sie beschrieb sich als poe­ti­sches Genie, me­ta­phy­si­sches Genie, mu­si­sches und schau­spie­le­ri­sches Genie, so­gar als Schlittschuhlaufgenie." [3]

Körperlich und psychisch sehr labil, wurde sie im­mer wieder mit Laudanum behandelt, so­dass sie – we­nigs­tens zeit­wei­lig – davon abhängig war. [4] Die letzten Jahre ihres Le­bens wid­me­te sie vor al­lem dem Glücksspiel und dem Ver­such, es ma­the­ma­tisch zu be­ein­flus­sen. Ada starb mit 36 Jah­ren an einer Krebs­er­kran­kung.

"Byrons Tochter" ist informativ und verständlich ge­schrie­ben, drif­tet aber immer mal wieder ins bou­le­var­des­ke ab. Wool­ley hat Philosophie und Politik stu­diert und lehrt Englische Li­te­ra­tur an der Uni­ver­si­tät in Lon­don. Von ihm sind einige Bio­gra­fien er­schie­nen.

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1. "Während er mit Annabella (=Anne Isabella, KM) in Kor­res­pon­denz stand, verbrachte Byron mehr und mehr Zeit mit seiner Halb­schwes­ter Augusta, und sei­ne brü­der­li­che Liebe nahm zu­se­hends düs­te­re Facetten an. Da­rin setzte er eine Familientradition fort: Nicht nur, daß Ge­ne­ra­tio­nen von Byrons untereinander ge­hei­ra­tet hat­ten, sein Vater, Mad Jack, hatte zudem inzestuöse Ge­füh­le für seine Schwes­ter Fran­ces Leigh gehegt." S. 41

2. Die Analytical Engine sollte ei­ne Rechenmaschine aus 55.000 Ein­zel­tei­len und 19 Metern Län­ge werden. Sie sollte mit Dampf be­trie­ben werden, die Eingabe von Be­feh­len und Daten sollte per Loch­kar­ten erfolgen. Die Ma­schi­ne wurde nie fertiggestellt, gilt aber als Mei­len­stein in der Ent­wick­lung des Computers.

3. S. 232

4. "Inzwischen erhielt sie derart ho­he Dosen Laudanum, daß ihre Brie­fe sich mit Halluzinationen von 'Zau­ber­kris­tal­len' und 'spek­tral­far­bi­gen Tropfen' füllten. Fast spöt­tisch berichtete sie ih­rer Mut­ter von ih­ren Experimenten mit Can­na­bis, den sie von dem Ent­de­cker Sir John Gardner Wil­kin­son bekam, und von der Er­leich­te­rung, die ihr 'al­ter Freund Opium' ihr verschaffte." S. 400

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11. Juni 2023

Biographisches

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