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Oxiana ist nach dem Fluss benannt, der in der Antike Oxus hieß [1], das Gebiet umfasst Teile Afghanistans, Turkmenistans, Tadschikistans und Usbekistans. Byrons Reisetagebuch beginnt am 20. August 1933 in Venedig und endet am 8. Juli 1934 im Haus seiner Eltern in Savernake. Dazwischen liegen 11 Monate einer abenteuerlichen Reise mit verschiedenen Begleitern und unterschiedlichen Fortbewegungsmitteln. Unfälle, Unwetter und verweigerte Visa zwingen Byron und seine Mitreisenden immer wieder zu unfreiwilligen Aufenthalten, mehr als einmal scheint ein Abbruch der Reise unumgänglich. Und tatsächlich sieht sich die Gruppe gezwungen noch vor Erreichen des nahe der Grenze zur Sowjetunion gelegenen Oxiana umzukehren, da die nötigen Genehmigungen verweigert werden. Doch zuvor geht es über Palästina, Syrien, den Irak nach Persien, wo Byron zahlreiche Mausoleen, Moscheen und andere architektonisch interessante Gebäude aufsucht, ihre Besonderheiten studiert und dokumentiert. Er untersucht die prachtvolle Ornamentik auf Einflüsse aus anderen Kulturkreisen und schildert die historischen Zusammenhänge. Bürokratische Hindernisse verzögern vorerst die Weiterreise nach Afghanistan, erst in der letzten Novemberwoche erreicht er das Land. Doch der Aufenthalt ist nur kurz, schon Mitte Dezember ist er wieder in Persien, Differenzen in der Reisegruppe ließen ihn diesen Entschluss fassen. Es sollte Mai werden bis es ihm, in anderer Begleitung, gelingt, erneut die Grenze zu überschreiten. Die Faszination ist groß, die Vielzahl der Ethnien und ihrer Gebräuche, die Spuren der wechselvollen geschichtlichen Ereignisse, die sich in den Ruinen und Sakralbauten niedergeschlagen haben, all das begeistert ihn und steigert seine Erwartungen auf das Ziel der Reise. Umso größer dann die Enttäuschung, als sich – trotz intensiver Bemühungen – herausstellt, dass eine Weiterreise nach Oxiana am Widerstand und Unwillen der örtlichen Machthaber scheitern muss. Jedem Kapitel vorangestellt ist eine Karte, die die jeweilige Reiseroute darstellt. Ein Vorwort von Bruce Chatwin führt in die Bedeutung Robert Byrons als Wegbereiter der zeitgenössischen Reiseliteratur ein. Robert Byron (1905 – 1941) besaß ein immenses Wissen über die Architektur und Kunstgeschichte des Orients. Seine Beschreibungen der Ornamentik sind von einem sprachlichen Glanz, der dem Beschriebenen mehr als angemessen ist. Zu den Menschen, denen er auf seiner Reise begegnet, fallen ihm allerdings häufig die in seinen Kreisen verbreiteten Klischees ein, was den Genuss der Lektüre doch sehr mindert. Byron ertrank während einer weiteren Reise nach Persien auf dem Atlantik, nachdem sein Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert worden war. "The Road to Oxiana" erschien erstmals 1937 im Macmillan-Verlag und stellt eine bearbeitete Version seines Reisetagebuchs dar. 19 Fotografien in schwarz-weiß, aufgenommen von Robert Byron selbst, illustrieren einige der Höhepunkte der Reise. Annemarie Schwarzenbach reiste übrigens ebenfalls 1933 Richtung Persien ab, wo sie im März 1934 ankam. Ihr Bericht über diese Reise – "Winter in Vorderasien" – ist im Projekt Gutenberg nachzulesen. Der Vergleich zwischen den beiden Sichtweisen auf Land und Leute dürfte sicher interessant sein. ---------------------------- 1. Sein heutiger Name lautet Amudarya, er mündet in den Aralsee. ---------------------------- 8. März 2023 → Reisen |
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