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Anne marie Schwarzenbach Orientreisen Reportagen aus der Fremde Annemarie Schwarzenbach
Orientreisen.
Reportagen aus der fremde.
Herausgegeben und mit ei­nem Nachwort von Wal­ter Fähn­ders.
edition ebersbach 2011, 191 Sei­ten
ISBN 978-3-86915-019-1

Annemarie Schwarzenbach (1908 - 1942) reiste in den Jah­ren 1933 bis 1939 ins­ge­samt viermal in den Ori­ent. Da­bei entstanden Texte, die meist als Re­por­ta­gen in Zeit­schrif­ten und als Rei­se­be­schrei­bung in Buchform ver­öf­fent­licht wor­den sind. "... die Span­ne reicht von den sach- und fak­ten­orientierten Be­rich­ten und Re­por­ta­gen bis hin zu selbst­reflexiven oder dezidiert er­zäh­le­risch an­ge­leg­ten oder auch poetischen Texten und den ent­spre­chen­den Misch­for­men." (aus dem Nachwort des He­raus­ge­bers Walter Fähn­ders, S. 175)

Die Texte sind an der Rei­se­rich­tung Annemarie Schwar­zen­bachs ausgerichtet und nicht chro­no­lo­gisch. Sie be­gin­nen 1940 im Plaza Hotel in New York mit einem Rückblick auf ver­schie­de­ne Rei­se­sta­tionen und enden, ebenfalls 1940, mit ei­ner Re­mi­nis­zenz an die Träume der Kindheit und das, was Rei­sen und Le­ben in der Fremde für An­ne­ma­rie Schwar­zen­bach be­deu­ten. Da­zwi­schen die Rei­sen selbst, die mit einem Au­to in­clu­si­ve zahl­rei­cher Pannen er­folg­ten, über Ju­go­sla­wi­en, die Tür­kei, Syrien, den Irak, Per­sien und schließlich Af­gha­nis­tan. Also ungefähr die glei­che Strecke, die Ro­bert By­ron ("Der Weg nach Oxia­na") im selben Zeit­raum (1933/34) zu­rück legte. Auch An­ne­ma­rie Schwar­zen­bach und ihre Be­glei­ter er­reich­ten Oxia­na nicht.

Die Schilderungen des Er­leb­ten und Gesehenen könn­ten un­ter­schied­li­cher kaum sein. By­rons Schwer­punkt liegt eher auf der Beschreibung der Na­tur und des Ar­chi­tek­to­nischen, wäh­rend An­ne­ma­rie Schwar­zen­bach den eigenen An­teil an den Be­ob­ach­tun­gen von Menschen und Er­leb­nis­sen be­tont.

Im Iran erfährt sie vom Beginn des Krieges in Eu­ro­pa, der sich bald über weitere Teile der Welt er­stre­cken würde und auch ihre Reiseroute be­rüh­ren wird. In Tur­kes­tan durch­lei­det sie, die lange Zeit ih­res Lebens mor­phin­ab­hän­gig gewesen ist, einen har­ten Ent­zug, und aus­ge­rech­net die­ses Kapitel ist eins der poe­tischsten des Bu­ches. Eher beiläufig wird ihre Teil­nah­me an einigen ar­chäo­lo­gischen Aus­gra­bun­gen er­wähnt.

Das umfangreiche Nachwort des Herausgebers Wal­ter Fähn­ders setzt die Texte in ei­nen Be­zug zu Le­ben und Rei­se­tä­tig­keit der Annemarie Schwar­zen­bach, eine mehr­sei­ti­ge Chro­nik ver­voll­stän­digt die­sen Überblick.

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15. Mai 2023

Reisen

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