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Neumahr legt hier die erste deutschsprachige Biografie Benvenuto Cellinis vor, dessen autobiografische Aufzeichnungen von Goethe übersetzt, bearbeitet und kommentiert im Jahr 1803 erschienen sind. Im Grunde ist Neumahrs Biografie ein umfangreicher kritischer Kommentar zu Cellinis Autobiografie, angereichert mit historischen und kulturellen Hintergründen und Bezügen. Benvenuto Cellini (1500 – 1571) war ein italienischer Goldschmied, Bildhauer, Medailleur, Schriftsteller, Musiker, Soldat, Münzmeister, Teilhaber eines Wettbüros, päpstlicher Stabträger, Dichter und Festungsingenieur der Renaissance. Neumahr beschreibt ihn als karrierebewusst, zielstrebig, aber auch als streitsüchtig und unangepasst. Zwei Morde und ein Totschlag sind nachgewiesen [1], er saß mehrmals im Gefängnis – immer wieder wegen Gewalttätigkeiten, aber auch wegen Unzucht (mit Minderjährigen und Homosexualität) –, einmal wurde er zum Tode verurteilt [2]. Cellinis Vater, der selbst Musiker war, hatte für seinen Sohn eine Karriere als Bläser vorgesehen, zeitweise spielte er in verschiedenen Orchestern als "piffero", doch er erzwang eine Ausbildung zum Goldschmied. Durchaus erfolgreich in diesem Beruf, seine Auftraggeber und Förderer wurden immer prominenter, wurden ihm bald Unregelmäßigkeiten nachgesagt, die zu einer Inhaftierung in der Engelsburg in Rom führten. Dort begann er sich literarisch zu betätigen. Nach seiner Entlassung reiste er nach Frankreich an den Hof Franz I., wo er mit bildhauerischen Arbeiten Furore machte. Auch hier kam es, wie überall, zu Streitigkeiten, die ihn zur Rückkehr nach Florenz, seiner Geburtsstadt, veranlassten. Vorübergehend gehörte er dem geistlichen Stand an, heiratete seine Haushälterin, mit der er mehrere Kinder zeugte, und versuchte – mit wechselndem Erfolg – ein finanzielles Auskommen zu finden. 1571 verstarb er an einer Brustfellentzündung. Zu Cellinis bekanntesten Werken gehören die "Saliera", ein Gefäß für Salz und Pfeffer aus Gold, Ebenholz und Elfenbein, das als eines der Meisterwerke der Renaissance gilt, und die Statue "Perseo", die den mythischen Helden Perseus mit dem abgeschlagenen Haupt der Medusa zeigt [3]. Uwe Neumahr (*1972) ist Romanist und Germanist, er promovierte über die italienische Renaissance und war Mitarbeiter an der Forschungsstelle zur spanischen Renaissance der Universität Kiel. Eine umfangreiche Literaturliste sowie ein Personenregister beschließen den Band. ---------------------------- 1. Einer angemessenen Bestrafung entging er durch das Eingreifen mächtiger Persönlichkeiten, unter anderen Papst Paul III. 2. "Seinen Charakter kennzeichneten Narzissmus, eine kaum vorhandene Frustrationstoleranz, Maßlosigkeit in künstlerischem Ehrgeiz und Stolz sowie Rachsucht bis zur völligen Erniedrigung oder gar Vernichtung des Gegners. [...] Dazu gesellen sich weitere Charakterschwächen wie Jähzorn, Neid auf Kollegen, übersteigertes Ehrgefühl, mangelnde Empathie und hochfahrendes, cholerisches Verhalten." S. 53 3. Eine Bronzeplastik, deren Hauptfigur in einem Stück gegossen wurde. ---------------------------- 9. Oktober 2023 → Kunst |
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