Kassiber leer
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Santiago Roncagliolo Roter April Santiago Roncagliolo
Roter April. Roman.
Aus dem Spanischen von Angelica Ammar.
Suhrkamp Verlag 2008, 331 Sei­ten
ISBN 978-3-518-41964-9

Der stellvertretende Be­zirks­staats­an­walt Felix Cha­cal­ta­na hat sich von Li­ma, der Haupt­stadt Pe­rus, nach Aya­cu­cho ver­set­zen las­sen. Dort lebt er in dem Haus, in dem er auf­ge­wach­sen ist, das Zimmer sei­ner Mut­ter ist nach ih­rem Tod un­be­rührt ge­blie­ben, dort hält er Zwie­spra­che mit ihr. Es ist der Beginn der Kar­wo­che im Jahr 2000, als ei­ne stark ver­stüm­mel­te Lei­che auf­ge­fun­den wird. Chacaltana er­mit­telt und stößt al­lent­hal­ben auf Wi­der­stän­de, die er sich nicht er­klä­ren kann. Es scheint kein In­te­res­se an der Auf­klä­rung des Ver­bre­chens zu be­ste­hen.

Währenddessen ver­sam­meln sich Gläu­bi­ge in Aya­cu­cho, man­che von weit her an­ge­reist, um die Ri­ten der Leiden Chris­ti und sei­ner Auf­er­ste­hung fei­er­lich zu be­ge­hen. Die Ge­schäf­te lau­fen gut, und als wei­te­re Morde ge­sche­hen und Cha­cal­ta­na An­zei­chen zu er­ken­nen glaubt, dass sich der vor Jah­ren mit bra­chia­ler Gewalt zer­schla­ge­ne "Leuch­ten­de Pfad" (Sendero Lu­mi­no­so) wie­der zu re­gen be­ginnt, macht man ihm un­miss­ver­ständ­lich klar, dass es seiner Kar­rie­re scha­den könn­te, wür­de er die Er­mitt­lun­gen wei­ter in die­se Rich­tung be­trei­ben. Doch aus dem an­fäng­lich un­si­che­ren und ver­zag­ten Be­zirks­staats­an­walt ist in­zwi­schen ein hart­nä­cki­ger Er­mitt­ler ge­wor­den, der die Rät­sel lö­sen muss. Um sei­ner selbst willen.

"Roter April" ist mehr als nur ein spannender Thril­ler, es ist auch ein er­schüt­tern­der Be­richt über die Fol­gen von po­li­ti­scher Ge­walt und der Su­che nach Ge­rech­tig­keit in einem von Ge­walt und Kor­rup­tion durch­drun­ge­nen Sys­tem. Die Geg­ner sind ei­nan­der zum Ver­wech­seln ähnlich, auch Cha­cal­ta­na kann sich dem nicht ent­zie­hen. Ron­cag­lio­lo ver­ar­bei­tet in sei­nem Ro­man eigene Er­fah­run­gen als Men­schen­rechts­ak­ti­vist und zeich­net ein be­klem­men­des Bild der Grau­sam­kei­ten, die wäh­rend des be­waff­ne­ten Kon­flikts von al­len Seiten in Pe­ru ver­übt wurden.


16. Juni 2024

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