Kassiber leer
Autoren Glossen Lyrik

Ulinka Rublac Der Astronom und die Hexe Johannes Kepler und seine Zeit Ulinka Rublack
Der Astronom und die Hexe.
Johannes Kepler und seine Zeit.
Klett-Cotta 2018, 409 Sei­ten
ISBN 978-3-608-98126-1

Johannes Kepler (1571 – 1630) war schon ein re­nom­mier­ter As­tro­nom, als sich sei­ne Mutter Ka­tha­ri­na (1547 – 1622) mit einer An­schul­di­gung kon­fron­tiert sah, die we­nig spä­ter zu einer An­kla­ge we­gen He­xe­rei füh­ren sollte. Eine Nach­ba­rin warf ihr 1615 vor, ihr mit einem selbst­ge­brau­ten Ge­tränk Schaden zugefügt zu ha­ben, der sich in star­ken Schmer­zen und Läh­mungs­er­schei­nun­gen äußerte. Auch wei­te­re Bürger Leon­bergs wuss­ten plötz­lich von Scha­dens­fäl­len zu be­rich­ten, die durch Ka­tha­ri­na verursacht ge­we­sen sein sol­len. Tiere wa­ren ver­en­det, Men­schen erkrankt, Un­glück hat­te sich aus­ge­brei­tet.

Katharinas Sohn Chris­toph ant­wor­te­te darauf mit einer Ver­leum­dungs­kla­ge, die von dem zu­stän­di­gen Vogt ver­schleppt wur­de. Die La­ge es­ka­lier­te, es kam zu einer An­kla­ge wegen He­xe­rei. Katharina wur­de ver­nom­men, in­haf­tiert, ihr droh­te die Fol­ter. Inzwischen hat­te sich Jo­han­nes Kepler, der zu der Zeit eine An­stel­lung als Ma­the­ma­tik­leh­rer in Linz inne hat­te, ein­ge­schal­tet und mit Hil­fe einiger Freunde ei­ne ju­ris­ti­sche Ver­tei­di­gung vor­be­rei­tet, die 1621 tat­säch­lich zur Frei­las­sung sei­ner Mut­ter führte. Sie ver­starb ein halbes Jahr später an den Fol­gen der Haft.

Ulinka Rublack bettet die­se Er­eig­nis­se in das his­to­ri­sche Ge­sche­hen der Zeit, die so­zio­lo­gi­sche Struktur Leon­bergs, die zu dieser Es­ka­la­tion führen konn­te und die kon­fes­sio­nel­len Kon­flik­te, die sich schließ­lich im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg ent­lu­den. Sie beschreibt die Si­tua­tion alter Frauen, die Maß­nah­men, die zur Ver­fol­gung ver­meint­li­cher Hexen er­grif­fen wur­den und die ju­ris­ti­schen Ar­gu­men­te, die für und ge­gen ei­ne sol­che Verfolgung an­ge­führt wurden. Die Bio­gra­fien der be­tei­lig­ten Per­so­nen wer­den aus­ge­leuch­tet, ih­re Ver­bin­dun­gen ana­ly­siert, Ein­fluss­mög­lich­kei­ten vor­ge­stellt. Das alles ergibt ein nach­voll­zieh­ba­res Bild der Er­eig­nis­se und fügt der Bio­gra­fie Jo­han­nes Keplers weitere Fa­cet­ten hinzu.

Ulinka Rublack lehrt Eu­ro­pä­ische Geschichte der frühen Neu­zeit in Cam­bridge und hat für die­ses Buch Einblick in die Ge­richts­ak­ten und ört­liche Do­ku­men­te neh­men können. Sie wur­de dafür mit dem "Preis des Historischen Kol­legs" aus­ge­zeich­net.

----------------------------

12. Dezember 2023

Biographisches

Geschichte

Gelesen : Weiteres : Impressum