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Michael Sommer Dark Rome Michael Sommer:
Dark Rome. Das ge­hei­me Le­ben der Rö­mer.
Verlag C.H. Beck 2022, 288 Sei­ten, ISBN 978 3 406 78144 5

Michael Sommers Buch „Dark Rome“ be­leuch­tet die dunk­len, oft über­se­he­nen Sei­ten des Rö­mi­schen Reichs: Skan­da­le, In­tri­gen, Macht­miss­brauch und das all­täg­li­che Le­ben jen­seits der of­fi­ziel­len Ge­schichts­schrei­bung.

In zehn the­ma­tisch ge­glie­der­ten Ka­pi­teln, von „Se­cre­tum – Von ver­schlos­se­nen Tü­ren und ge­hei­men Or­ten“ über „Bett­ge­schich­ten – Von Kai­sern und Kur­ti­sa­nen“ bis hin zu „Kul­te im Ver­bor­ge­nen – Von Mys­te­rien und ge­hei­men Ri­ten“, ent­fal­tet Som­mer ein fa­cet­ten­rei­ches Pa­no­ra­ma der rö­mi­schen Ge­sell­schaft.

Anstatt sich an Sen­sa­tions­ge­schich­ten zu er­göt­zen, ord­net der Au­tor die­se his­to­risch ein: Hin­ter Klatsch, Ge­rüch­ten und Ruf­mord stan­den meist po­li­ti­sche oder ge­sell­schaft­li­che Macht­kämp­fe. Der Alt­his­to­ri­ker von der Uni­ver­si­tät Ol­den­burg legt da­bei Wi­der­sprü­che zur of­fi­ziel­len Ge­schichts­schrei­bung of­fen und gibt je­nen eine Stim­me, die in den Quel­len oft über­gan­gen wer­den: Frau­en, Skla­ven und ge­sell­schaft­li­chen Rand­fi­gu­ren.

Das Buch führt in die Schat­ten­sei­ten Roms: in eine Welt von Pros­ti­tu­tion, Gift­mor­den, Ver­schwö­run­gen und re­li­giö­sen Ge­heim­kul­ten. Som­mer kor­ri­giert ver­brei­te­te My­then – etwa über die frü­hen Chris­ten­ver­fol­gun­gen oder die Nut­zung der Ka­ta­kom­ben als ge­hei­me Ver­samm­lungs­or­te – und zeigt, wie of­fen und zu­gäng­lich die ers­ten christ­li­chen Ge­mein­schaf­ten tat­säch­lich wa­ren. Auch an­de­re Kul­te, etwa der Isis oder des Mi­thras, wer­den sach­lich und ver­ständ­lich dar­ge­stellt.

Durch die Ver­knüp­fung po­li­ti­scher, so­zia­ler und re­li­giö­ser Di­men­sio­nen macht Som­mer deut­lich, dass im an­ti­ken Rom Pri­va­tes und Öf­fent­li­ches, Mo­ral und Macht, Aber­glau­be und Po­li­tik eng mit­ei­nan­der ver­floch­ten wa­ren. Der Se­nat er­scheint da­bei als ein Ort von In­tri­gen und Macht­spie­len, wäh­rend Skan­da­le oft der so­zi­a­len Kon­trol­le dien­ten und zu­gleich tief sit­zen­de Ängs­te vor Macht­ver­lust und ge­sell­schaft­li­cher In­sta­bi­li­tät of­fen­ba­ren.

Abschließend re­flek­tiert Som­mer über Quel­len­kri­tik, Ge­rüch­te und Pro­pa­gan­da – von Ci­ce­ro bis Sue­ton – und zeigt, wie sehr auch die an­ti­ke Welt von Un­si­cher­heit, Ma­ni­pu­la­tion und In­sze­nie­rung ge­prägt war.

„Dark Rome“ ist weit mehr als eine Samm­lung an­ti­ker Skan­dal­ge­schich­ten: Es bie­tet eine in­te­res­san­te Dar­stel­lung der Macht­me­cha­nis­men, der Dop­pel­mo­ral und der mensch­li­chen Ab­grün­de im Rö­mi­schen Reich und ent­wirft ein Ge­schichts­bild, das die rö­mi­sche Welt in un­er­war­te­ter Wei­se mo­dern er­schei­nen lässt.


Michael Sommer: Mord­sa­che Cae­sar

Geschichte

1. Novermber 2025

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