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Michael Sommers Buch „Dark Rome“ beleuchtet die dunklen, oft übersehenen Seiten des Römischen Reichs: Skandale, Intrigen, Machtmissbrauch und das alltägliche Leben jenseits der offiziellen Geschichtsschreibung. In zehn thematisch gegliederten Kapiteln, von „Secretum – Von verschlossenen Türen und geheimen Orten“ über „Bettgeschichten – Von Kaisern und Kurtisanen“ bis hin zu „Kulte im Verborgenen – Von Mysterien und geheimen Riten“, entfaltet Sommer ein facettenreiches Panorama der römischen Gesellschaft. Anstatt sich an Sensationsgeschichten zu ergötzen, ordnet der Autor diese historisch ein: Hinter Klatsch, Gerüchten und Rufmord standen meist politische oder gesellschaftliche Machtkämpfe. Der Althistoriker von der Universität Oldenburg legt dabei Widersprüche zur offiziellen Geschichtsschreibung offen und gibt jenen eine Stimme, die in den Quellen oft übergangen werden: Frauen, Sklaven und gesellschaftlichen Randfiguren. Das Buch führt in die Schattenseiten Roms: in eine Welt von Prostitution, Giftmorden, Verschwörungen und religiösen Geheimkulten. Sommer korrigiert verbreitete Mythen – etwa über die frühen Christenverfolgungen oder die Nutzung der Katakomben als geheime Versammlungsorte – und zeigt, wie offen und zugänglich die ersten christlichen Gemeinschaften tatsächlich waren. Auch andere Kulte, etwa der Isis oder des Mithras, werden sachlich und verständlich dargestellt. Durch die Verknüpfung politischer, sozialer und religiöser Dimensionen macht Sommer deutlich, dass im antiken Rom Privates und Öffentliches, Moral und Macht, Aberglaube und Politik eng miteinander verflochten waren. Der Senat erscheint dabei als ein Ort von Intrigen und Machtspielen, während Skandale oft der sozialen Kontrolle dienten und zugleich tief sitzende Ängste vor Machtverlust und gesellschaftlicher Instabilität offenbaren. Abschließend reflektiert Sommer über Quellenkritik, Gerüchte und Propaganda – von Cicero bis Sueton – und zeigt, wie sehr auch die antike Welt von Unsicherheit, Manipulation und Inszenierung geprägt war. „Dark Rome“ ist weit mehr als eine Sammlung antiker Skandalgeschichten: Es bietet eine interessante Darstellung der Machtmechanismen, der Doppelmoral und der menschlichen Abgründe im Römischen Reich und entwirft ein Geschichtsbild, das die römische Welt in unerwarteter Weise modern erscheinen lässt. → Michael Sommer: Mordsache Caesar 1. Novermber 2025 |
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